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Baubeschreibung und städtebauliche Einbindung
Da die Gleise zum alten Bahnhof an der Stelle des heutigen Mittelausgangs verlaufen, muss der erste von insgesamt zwei Bauabschnitten bereits alle Funktionen eines Bahnhofs übernehmen. Daher, aber auch aufgrund der städtebaulichen Hauptachse, der Königstraße, und wegen des stark abfallenden Geländes wird der Bahnhof über einem asymmetrischen Grundriss errichtet. Die Versuche anderer Wettbewerbsteilnehmer, die damals so beliebte Symmetrie zu erzwingen, sind daher zum Scheitern verurteilt, was die Jury auch klar erkennt.
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Der im Bau befindlich Hauptbahnhof mit der Eisenbahnbrücke über der Schillerstraße
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Über asymmetrischem Grundriss bilden unterschiedliche Kuben eine spannungsgeladene, freie Komposition, die im Turm gipfelt. Das aufgrund der exponierten Lage des Turms am Schlossgartenflügel notwendige Gleichgewicht schaffen die langen Fassaden am Bahnhofsplatz und am Park, von denen keine absolute Priorität besitzt.
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Bonatz gelingt es im Lauf der langen Entwicklung, aus den Gegebenheiten gestalterisch Nutzen zu ziehen. Es ist sicher nicht übertrieben, darin einen Hauptgrund für die außergewöhnliche kompositorische und städtebauliche Qualität dieses Bauwerks zu sehen.
Der Turm mit dem Kgl. Wartesaal und der großstädtisch-spektakulären Gastronomie über drei miteinander kommunizierende Etagen sowie dem Turmrestaurant im obersten Stockwerk ist ein vom Ende der Königstraße und aus dem Schlossgarten aus erkennbarer Orientierungspunkt. Die Königstraße als städtebauliches Rückgrat der Innenstadt wird von ihm jedoch nicht blockiert, sondern setzt sich am Schlossgartenflügel entlang fort bis in die Unteren Anlagen und das Neckartal.
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Die Königstraße bindet den Stuttgarter Hauptbahnhof mit seinem Schlossgartenflügel in den Stadtorganismus harmonisch ein und schafft die Vision einer Achse zum Neckartal.
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Die Große Schalterhalle dient dem Fernverkehr und ist ebenfalls von der Königstraße aus erkennbar, wohingegen die Kleine Schalterhalle für den Vorortverkehr bestimmt ist und den aus der Lautenschlagerstraße kommenden Strom der Berufspendler aufnimmt.
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Die von Bonatz geschaffene Lautenschlagerstraße mit dem ebenfalls von ihm entworfenen Zeppelinbau und der Kleinen Schalterhalle im Hintergrund
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Bonatz ist es vergönnt, in einem städtebaulichen Wettbewerb 1915-1916 den Bebauungsplan von Fischer zu ändern und damit die Straßenführung: die mitten auf den Hauptbahnhof führende Strasse wird aufgegeben und es entsteht die heutige Lautenschlagerstraße, die unmittelbar auf die Kleine Schalterhalle zuführt.
Hinter beiden Schalterhallen liegen die entsprechenden Fern- bzw. Nahverkehrsgleise. Zur weiteren Entflechtung der Verkehrsströme befindet sich der Mittelausgang unscheinbar hinter der offenen Pfeilerhalle am Bahnhofsplatz. Und die Kopfbahnsteighalle öffnet sich an ihrem nordwestlichen Ende zu einem zweiten Bahnhofsplatz mit Taxis und Straßenbahnen.
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Fußgänger, Handkarren, Pferdefuhrwerke, Lastwagen, Taxis, Autos und Straßenbahn beleben einträchtig den Vorplatz am sogenannten »Nordausgang«, dessen Zentrum von einem achteckigen Pavillon betont wird. Auf dem Bahnhofsturm und über dem Nordausgang wehen Fahnen.
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